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A little light in a dark room is still a great illumination. -- Ernest Holmes Eines gleich mal vornweg: da ich es ablehne, Tiere bzw. Bestandteile von Tieren zu verseifen (oder zu essen ...) und im Gegensatz zu einigen kommerziellen Herstellern Kühe und Schweine nicht unbedingt als "nachwachsende Rohstoffe" (ja ja, das stand so auf der Packung === :-o) bezeichnen würde, lasse ich die tierischen Fette gleich mal weg - die Tiere tun mir einfach leid, und bei der großen Auswahl an pflanzlichen Ölen ist es ja auch wirklich nicht nötig - Bienenwachs ist die Ausnahme, aber das finde ich ok - es wird der Biene ja nur weggenommen... das gleiche gilt für Lanolin, das Wollfett der Schafe - Schafe scheren geht in Ordnung. Das ist also eine Übersicht über die von mir derzeit verwendeten Verseifungswerte von Pflanzenfetten aus denen ich meine Seifen mache bzw. die ich gut finde, aber hier in Wien noch nicht kaufen konnte - wie zum Beispiel Palmkernfett. [Nachtrag: auch Palmkernfett gibt's jetzt hier in Österreich - wenn auch online zu bestellen. Und es sorgt für sehr schönen Schaum !) ] Die Verseifungszahlen stellen MITTELWERTE dar, da die Öle je nach Ernte, Verarbeitung usw. den bei Naturprodukten üblichen Schwankungen unterliegen, um die genaue Verseifungszahl zu ermitteln, müßten Proben jeder Charge untersucht werden - was für die Hobbyseifensiederin derzeit nicht durchführbar ist - aber wer weiß, vielleicht läßt sich die Industrie ja was einfallen und liefert in ein paar Jahren handliche Experiementierkästen zur häuslichen Bestimmung von Verseifungs- und Jodzahl. :-)
*ich verwende reine Pflanzenmargarine (mind. 80% Fettgehalt), der Verseifungswert ist eine ungefähre Schätzung mit der ich gute Erfahrungen gemacht habe (soll heißen, die Seife wurde weder bröckelig und scharf noch weich und ölig), kann aber je nach verwendeter Sorte ein wenig variieren. Leider kenne ich die die genaue Zusammensetzung der Margarine nicht. Nachtrag: beim Hofer (Aldi) ist jetzt ein Frittierfett in 1 kg Blöcken erhältlich unter der Bezeichnung "BELLASAN", laut Erzeugerfirma besteht es zu ca. 35 % aus Rapsöl und 65 % Palmöl je nach Jahreszeit (ja, ja - im Sommer geben sie vermutlich mehr Palmfett hinein damit es nicht so leicht zerrinnt ...) - für dieses Fett ergibt sich ein ungefährer Verseifungswert von 139.5 Wie es funktioniert ? Ganz einfach: gewünschte Menge eine Öls mit dem angegebenen NaOH Wert multiplizieren - das ergibt dann die erforderliche Menge an NaOH um das Öl *komplett* zu verseifen, also: 200 g Kokosnussöl x 0.1830 = 36,6 g NaOH Um 200 g Kokosnussöl komplett zu verseifen sind also 36,6 g NaOH nötig - eine derartige Seife wäre allerdings ziemlich scharf und ungeeignet für die Haut, also wird für jedes Rezept entweder der Fettgehalt erhöht oder aber die NaOH Menge verringert - wer nicht selbst rechnen will, verwendet den Seifenrechner , der kennt sich damit aus. Wer lieber selbst rechnet, ermittelt den NaOH Wert für alle in dem Rezept vorkommenden Öle, addiert die Werte und rundet erst die Gesamtsumme auf (die meisten Digitalwaagen zeigen keine Milligramm an). Nun wird der Grad der Rückfettung festgelegt. Hausgemachte Seife enthält normalerweise zwischen 3 und 8 % überschüssiges Fett. Die Jodzahl gibt die Anzahl der Doppelbindungen im Fett an, pro Doppelbindung wird ein Jodmolekül (I2) addiert (es wird festgestellt, wieviel g Iod von 100 g Fett chemisch gebunden werden können) - also können wir daraus ablesen, wie hart das betreffende Öl die Seife voraussichtlich machen wird: je niedriger die Zahl, desto härter das fertige Produkt. Die einzige Ausnahme ist Rizinusöl. Seife mit hohem Rizinusölanteil braucht unter Umständen monatelang zum Aushärten. All das sorgfältig berechnete NaOH muss natürlich noch aufgelöst werden bevor es in die Ölmischung kommt. Im Normalfall ist die Flüssigkeit der Wahl Wasser, jedoch sind Milch, Molke, Bier, Kaffee, Tee, und Wein genauso denkbar wie z.B. pürierte Gurke. Über die Sinnhaftigkeit wollen wir hier mal nicht streiten. Warum soll handemachte Naturseife nach dem Kaltverfahren nachreifen/trocknen dürfen ?
Potassium Hydroxid (KOH)Wer Schmierseife machen möchte, muss die obigen NaOH Werte umrechnen. Das geschieht, indem sie mit 1,40272 multipliziert werden. Der Seifenrechner macht das auf Wunsch, doch wer lieber selbst rechnet macht das vorteilhafter Weise so: Beispiel: Schmierseife aus 1 kg Rapsöl NaOH
Verseifungswert für Rapsöl: 135,4 und damit dann weiter wie gewohnt: 1000 g Rapsöl x 0.1899 = 189,9 g KOH - um 1000 g Rapsöl komplett zu verseifen sind also 189,9 g KOH notwendig (bei 0 % Überfettung). Soll die Schmierseife ausschließlich zum Putzen verwendet werden braucht sie nicht überfettet werden, auch ein klitzekleiner Laugenüberschuss wäre nicht schlimm (wir putzen ohnehin mit Gummihandschuhen, nicht wahr ... ). Soll die Schmierseife zum Händewaschen usw. genommen werden, soll sie mit allermindestens 3 % überfettet werden. Ist die Konsistenz zu dick nachträglich mit (destilliertem) Wasser verdünnen. Ich mache meine Schmierseife im Heißverfahren direkt am Herd. Wassermenge unbedingt erhöhen. KOH und NaOH Lauge können übrigens auch kombiniert werden (*sorgfältigst* rechnen bitte !!) - das war früher beispielsweise bei manchen Rasierseifen üblich. |
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