Seifensieders Tagebuch

Man is made by his belief. As he believes, so he is.
Bhagavad-Gita

Abenteuer am Seifentopf ? 
Sternstunden mit dem Stabmixer ?
 Gibt's denn sowas  - auch noch nach Jahren der regelmäßig praktizierten Verseifung ?
 Mal sehen was das Jahr so bringt... :-)

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Are you doing what you're doing today because you want to do it, or because
it's what you were doing yesterday?  --- Dr. Phil McGraw

 

Savon Jockey-Club  <März 2007>
auf der Spur eines alten Duftes

Entstanden ist dieser Duft meinen Unterlagen zu Folge  in den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts und gilt bei einigen Autoren knappe 100 Jahre später als Vorläufer des später recht beliebten "Ideal" Duftes (zu dem komm' ich später noch !). 

Konzipiert als Herrenduft fand das Jockey-Club Bouquette wie es damals hieß sowohl als Eau de Toilette als auch - in entsprechend adaptierter Form - als Seifenduft Verwendung (Beispiel - diese Version würde sich ja relativ gut in unsere Zeit hinüber ziehen lassen wenn wir von dem Cumarinduft mal absehen - getrockneter Waldmeister wäre da wohl die für mich derzeit am ehesten mögliche Annäherung - der wächst normalerweise draußen im Garten.

Jockey-Club Bouquet.
1. Bergamottöl 5,0
Ambratinktur 50,0
Veilchenwurzeltinktur 350,0
Geraniumöl 5,0
Jasminextrakt 250,0
Spiritus 340,0
2. n. Askinson, französische Vorschrift.
Akazienextrakt 125,0
Jasminextrakt 225,0
Rosenextrakt 300,0
Tuberosenextrakt 300,0
Zibethtinktur 50,0

aus dem "Vorschriftenbuch für Drogisten" ( Seite 199) von G.A. Buchheister, erschienen 1894 im Verlag Julius Springer 

Einerseits sollte es ein Männerduft sein, andererseits werden Sachen wie Jasmin und/oder Rose recht großzügig verwendet  - haben die (bedufteten) Männer  Anfang/Mitte des 19. Jahrhunderts tatsächlich so gerochen ?

Mich interessiert also vorrangig die als Seifenparfüm einsetzbare Variante. Und hier beginnen die historischen Rezept ebenfalls auseinander zu laufen - damals hatte wohl jeder 2. Sieder seine eigene Version ?  Ursprünglich noch mit Hilfe von Pomadenauswaschungen hergestellt wurden die Rezepte im Lauf der Jahre immer mehr von den aufkommenden synthetischen Duftstoffen geprägt, das gilt natürlich besonders für die Seifendüfte wegen der damit verbundenen Kostenersparnis.

Was ich mir nun wünsche ist eine moderne, auf ätherischen Ölen basierende Variante...

Während ich darüber nachdenke kann ich ja schon die anderen Zutaten für die Savon Jockey-Club zusammentragen: ich stelle sie mir relativ hart vor, mit viel Schaum und ohne irgendwelche exotischen Öle die es damals in der Seifensiederei auch noch nicht gegeben hat. 

Also: Kokos, Palm, Olive  -- und vielleicht noch eine Pflanzenbutter, vermutlich Kakaobutter. Diesmal dürfen es insgesamt 60 % harte Fette sein.

Yamspulver, violett   <Oktober 2006>

Da hab' ich nicht schlecht gestaunt als ich unlängst im asiatischen Lebensmittelgeschäft auf ein wundervoll violettes Packerl gestoßen bin: "Seife" war selbstverständlich mein erster Gedanke, auch wenn ich beim Studium des Aufdrucks schnell herausgefunden habe dass das Pulver eigentlich zur Puddingherstellung gedacht wäre ... 

Yams wird auch als Brotfrucht bezeichnet, das klingt schon mal ganz lecker. Ob ich wohl in der Seife damit Freude haben würde ? Am "Siedeplan" steht eine Salzseife mit Lavendelduft - da drängt sich das violette Yamspulver geradezu auf - auch wenn eine kleine Stimme in meinem Kopf ständig: "Braun braun braun.."  flüstert - vielleicht irrt sie sich ja. Unerschrocken mische ich das Meersalz mit dem Brotfruchtpulver, spachtle alles fröhlich in Einzelförmchen und weil's so gut läuft streue ich noch ein bißchen Pulver oben drauf. 

Plastikfolie drüber, ab damit in ein entlegenes Nebenzimmer und warten bis zum nächsten Tag ... gleich am Morgen statte ich dann der Seife einen Besuch ab- und siehe da, das Pulver oben ist immer noch violett. Wie überaus erfreulich.

Doch was sind schon knappe 24 Stunden bei einer ungegelten Seife ? Da kann noch allerhand passieren - und tut es auch promt. Nach weiteren zwei Tagen wird das aufgestreute Pulver dunkelgrün (damit kann ich zur Not auch noch Leben)  und - darauf war ich nicht gefasst - blitzblaue Punkte (eine Freundin sage es wäre türkis - hey, wir haben ein rein pflanzliches Türkis gefunden *gg*) erscheinen. 

Im Verlauf der nächsten Tagen wird das Dunkelgrün zu einem attraktiven Erdbraun (irgendwie der normale Gang der Dinge..)  - und die türkisblauen Punkte breiten sich aus. Auch wenn jetzt schon vorherzusehen ist dass sie nicht gewinnen werden gegen das übermächtige Braun - faszinierend ist es allemal. Die ursprünglich weiße Seife nimmt einen hauchzarten Schimmer an - ich wage ja kaum in diesem Zusammenhang das Wort "rosa" auch nur zu denken ... aber bei genauerer Betrachtung drängt es sich auf. Ich hätte wohl mehr von dem Pulver hineingeben sollen, hmm... auf der Yamspulverpackung sind keinerlei Zusätze gelistet - sie werden mir doch nicht irgendenen Lebensmittelfarbstoff verschwiegen haben ? Kann nicht sein, oder ? 

Natürlich wäre es auch interesannt zu beobachten wie sich das Yamspulver im Inneren der Seife so entwickelt hat - doch leider, Salzseifen sind Schneideversuchen gegenüber nicht sonderlich zugänglich. Fazit: eine normale Kaltgerührte muß her... 

 

Windsorseife   <Juni 2006>

Alte (Seifen)Bücher haben es mir angetan  - und somit stoße ich immer wieder mal auf Seifensorten aus lang vergangenen Tagen - manche werden nur selten erwähnt und andere tauchen in (fast) jedem Buch auf - das gibt mir dann schon zu denken. Was ist dran an diesen seifigen Dauerbrennern ? Sind es die Düfte wirklich wert, auch in diesem neuen Jahrtausend nachgemischt zu werden ? Besonders fasziniert hat mich die Windsorseife - so ein königliches Wascherlebnis wär' doch nicht schlecht..   und nachdem ich auch fast alle erforderlichen ätherischen Öle dafür habe kann es ja losgehen. Eine typische Zusammensetzung bestand hauptsächlich aus Talg, etwa Kokos und eventuell noch Palm. Talg ersetze ich durch reichlich Kakaobutter und Kokos, der Rest kann bleiben. Ein paar weichere Öle geb' ich ebenfalls noch rein, des besseren Waschgefühlt zuliebe...  dann geht es ans Duft mixen. 

Unerlässlich dafür ist Kümmelöl - leider bringt ein Ölauszug der auch sehr intensiv duftet nicht den gewünschten Effekt (ich habe es dreimal probiert bevor ich dann doch ätherisches Kümmelöl bestellt habe - an dieser Stelle nochmal ein herzliches  Dankeschön an die Organisatorinnen der entsprechenden SB..   :-D )  ; Lavendelöl und Thymian sind ebenfalls in jeder historischen Variante zu finden. Herausgekommen ist eine harte Seife mit geradlinigem Herrenduft der recht beständig wirkt.  Die Glitzeradern haben natürlich nichts, aber auch schon überhaupt gar nichts mit dem historischen Vorbild zu tun ... :-) 

Ätherische Öle aus Indien  <Februar 2006>

In der dunklen Jahreszeit packt mich manchmal - ach, was heißt schon manchmal, eigentlich  *immer* - das Fernweh nach wärmeren Ländern in denen nach Möglichkeit auch alles anders  sein sollte als daheim. Nich so sehr, weil "anders" automatisch "besser" bedeutet, vermutlich geht's da hauptsächlich um die Anregung die fehlt, den Hauch von Abenteuer, der im Alltag oft nur schwer ausfindig zu machen ist. Da jedoch Fernreisen - und besonders ausgedehntere, denn für ein zwei Wochen lohnen sich ja all die vom gesunden Menschenverstand angeratenen Impfungen nicht - mit meinem Leben derzeit nicht wirklich vereinbar sind, bleibt mir als Alternative immerhin der virtuelle Einkaufsbummel - diesmal hat es mich nach Indien, in die Nähe von Delhi verschlagen.

Viele Firmen in Indien bieten ätherische Öle an - die meisten angebotenen Sorten kenne ich nicht mal, allein das ist schon ein guter Grund ein paar Proben zu ordern. Nach langem Überlegen fiel die Wahl auf folgende Düfte: Indisches Basilikum, Bergamott, Black Pepper, Bursera,  Calamus, Cyperiol, Gingergras, Jamrosa, Lichen, Nar Kachur, Rosenholz, Sugandha Kokila, Tagetes, Tomar Seed,  Weihrauch, Yara Yara .. und ein bißchen Pflanzenmaterial durfte auch mit: Ashwagandha, Gokhru Small, Gokhru Small, Tejbal.

Seltsamerweise habe ich dort kein Patchouli gekauft, dabei könnte ich in diesem Duft baden.

Die Zahlungsmodalitäten waren auch relativ schnell ausgehandelt - Vorkasse, eh klar, dazu wirklich heftige Versandkosten, fast höher als der Warenwert. Naja, Indien ist auch weit weg... und versicherter Versand ist die einzig sinnvolle Option in meinen Augen.

Die Sachen kamen jedenfalls relativ flott in Wien an: ein stattliches, händisch in eine Hülle aus Stoff eingenähtes Paket mit duftendem Inhalt plus die Erkenntnis, dass auf Duftbeschreibungen aus dem Netz nicht unbedingt Verlass ist - eine spannende Erfahrung ist es allemal, und zwei Seifen mit indischem Touch sind in der Zwischenzeit auch schon entstanden: 

Good Morning Bombay        Shopping in Delhi

und während ich diese Zeilen hier tippe überkommt mich das dringende Bedürfnis, wieder mal so ein indisch angehauchtes Seifchen zu sieden .. 

Out beyond ideas of wrong-doing and right-doing, there is a field. I'll meet you there. 
-- Rumi 

Seifensieders Tagebuch von 2004/2005 !

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zuletzt geändert: Sonntag, 18. September 2016

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