Experience teaches only the teachable.
-- Aldous Huxley
Bei einem Besuch von Ines
und Ruth
bei mir hier in Wien verfolgte Ines konsequent den Plan, uns alle zum
Seifenrühren zu verführen. Nach allerlei Gestrampel meinerseits war es dann
Sonntag Vormittag endlich soweit - auch ICH war zu diesem Zeitpunkt glücklicher
Weise mal ausgeschlafen und somit stand unserem kreativen Abenteuer nichts mehr
im Weg. Zuerst designten wir ganz demokratisch das Rezept - jede sagte, was sie
gerne drinnen hätte, Ines vergab Prozentsätze für die Zutaten nach Augenmaß
und der bewährte Seifenrechner
erledigte den Rest. Folgende verlockende Mischung schwebte uns vor:
Das Rezept unserer Drei Hexen Seife:
910 g Kokosnußöl
700 g Palmöl
350 g Avocadoöl grün
350 g Rapsöl
350 g Olivenöl
350 g Sonnenblumenöl
175 g Kakaobutter
175 g Sheabutter raffiniert
140 g Rizinusöl
600 g dest. Wasser
550 g Mandelmilch (hergestellt aus Mandelmilchkonzentrat)
485 g NaOH
75 ml Seifenduftöl "Almond" von Brambleberry
100 g gemahlenen Kürbiskernpreßkuchen |

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Das Avocadoöl wurde zum Überfetten
zurückbehalten und mit dem Duftöl vermischt. Dann ging's los wie immer,
mit dem kleinen Unterschied, dass die Akteurinnen bei jedem Schritt in die
Kamera zu lächeln versuchten damit das Ereignis auch gehörig
dokumentiert werden konnte.
Unser Mandelmilchkonzentrat haben wir übrigens selbst
hergestellt - das machte Ines praktisch nebenbei, indem sie die
mitgebrachte Mandelmilch in einem Plastiksack in meinen Kühlschrank
gepackt hatte - nach einem Tag wunderten wir uns über die klare
Flüssigkeit die unten beim Einbaukühlschrank rausrann und nach
zwei Tagen kamen wir drauf, dass der Plastiksack nicht dicht gewesen war
- das Rückverdünnen des Konzentrats verlief übrigens völlig
problemlos und die Lacke in meiner Küche ist auch schon lange
aufgewischt. :-)
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Den Kürbiskernpreßkuchen brachten wir vom diesjährigen
Kürbisfest mit - Aussteller demonstrierten mit einer transportablen
kleinen Ölmühle die Herstellung von Kürbiskernöl direkt vor Ort doch
wir interessierten uns mehr für den Rückstand der unten in langen
grünen Strängen rauskam und in einen Kübel fiel - wird außer jetzt
für Seife als Viehfutter und Dünger verwendet. Im warmen Zustand
schmeckt's auch recht gut - einmal erkaltet wird der Preßkuchen
steinhart. Um unsere Seifenzutaten auch gründlich zu überprüfen warfen
Ines, der Admin und ich kleine Stückchen davon in unsere abendliche
Gemüsesuppe - die Dinger wurden wieder weich. Beim Erhitzen
in der Mikrowelle blieben die grünen fingerdicken Würsterl allerdings
steinhart und quollen anschließend auch in der Suppe nicht mehr auf.
Zusammenfassend ergab unsere eingehende Prüfung, dass es sich dabei wohl
um einen erstklassigen Peelingzusatz zur Seife handeln muß. ;-> |
Die Ausführung
gestaltete sich einerseits wesentlich kurzweiliger als sonst - wir hatten
jede Menge Spaß - und andererseits wesentlich weniger arbeitsintensiv als sonst
(wenn wir davon absehen, dass ich hinterher das Seifengeschirr gewaschen habe -
*freiwillig* allerdings ...), also vielleicht bin ich doch für's Teamwork
geschaffen ...

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Ruth und die Lauge - sie hat sich spontan bereit
erklärt, den gefährlichen Part zu übernehmen ;-) und freiwillig die
Gummihandschuhe übergestreift - naja, jedenfalls *fast* freiwillig und
nicht ohne uns darauf hinzuweisen, dass sie so "harmlose
Substanzen" wie NaOH schon seit über 20 Jahren mit bloßen Fingern
angreifen würde ... dazu kann ich nur sagen: wer von euch Siederinnen da
draußen Chemie studiert und NaOH seit Jahrzehnten mit bloßen Händen
rumgetragen hat braucht die Sicherheitshinweise auf diesen Seiten nicht -
alle anderen sollen sich bitte im eigenen Interesse daran halten ! |
Hier wird sie schon eifrig gerührt, unsere Lauge - der Wasseranteil war
ja vermindert damit wie die Mandelmilch noch unterbringen ohne hinterher
mit Seifenbrei dazustehen ... nun ergab es sich, dass wir eine ZU
konzentrierte Lauge hatten - und um eine vollständige Auflösung des NaOH
sicherzustellen haben wir einen Teil der Mandelmilch noch dazugekippt, die
Mischung hat sich dadurch zwar ein bißchen erwärmt aber sonderlich
heftig ist dieser Effekt nicht ausgefallen, die Lauge mußte also kaum
länger abkühlen als sonst. |
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Hier studiere ich aufmerksam den Ausdruck des Seifenrechners - immerhin
bin ich mit der verantwortungsvollen Tätigkeit des Auswiegens der festen
Fette betraut worden bzw. habe sie einfach an mich gerissen - spontane
Aufteilung der Arbeit ist schon was Feines. Klar zu erkennen ist die
Schutzbrille und mein zufriedenes Lächeln - ja, dieses Rezept liest sich
schon mal gut ... |
Zuerst wiege ich die harten Fette aus, die
kommen gleich in den Topf. Die flüssigen Öle wandern erstmal in den
Plastikbehälter: |

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Ines kontrolliert inzwischen, ob ich den
Kürbiskernpreßkuchen auch fein genug gemahlen habe: |
Dann mißt sie das Duftöl ab - ALMOND von Brambleberry
- und gibt es zu unserem Überfettungsöl (Avocado): ? |

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Hier wird noch einmal die Lauge durchgerührt. An den
Handschuhen ist unschwer zu erkennen, dass Ines gerade den Rührlöffel
schwingt. Durch die Mandelmilch hat sich die Farbe der Lauge deutlich
geändert - es ist fast schon ein braun würde ich sagen. Dafür wurde sie
nur unwesentlich heißer. Zuversichtlich werkeln wir vor uns hin ... |

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So, jetzt ist die Lauge fast schon im Öl. Ines macht das
sehr vorsichtig und extra langsam, damit Ruth genug Zeit zum
Fotografieren bleibt. Normalerweise würden ich gleichzeitig im Topf ein
bißchen Rühren während die Lauge einläuft aber ich will nicht ins Bild
hüpfen - und Seife wird es schließlich so oder so. |
Hier wurde nun schon tüchtig gerührt, die Seife dickt
schön an: |
Es ist soweit, ich fülle die untere Schicht ein: |

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Die Seife im Topf: die helle Masse ist schon mehr oder minder gerecht
aufgeteilt, nun wird in die zweite Hälfte der gemahlene
Kürbiskernpreßkuchen, unser neuer, innovativer Peelingzusatz
eingerührt, mittlerweile nur mehr von Hand weil die Seife durch das
Seifenduftöl schon recht dick geworden ist, noch eine Runde mit dem
Stabmixer und wir stecken fest !!! (ok, ganz so schlimm war's vielleicht
doch nicht bei genauerer Rückerinnerung ...) |
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So, die zweite Schicht wird in die Formen gegossen: |
Und oben noch ein bißchen mit Peelingzusatz bestreut: |

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Geschafft - die frische Seife ist in den Formen. Für Ruth und Ines
haben wir uns für gut verschließbare Plastikdosen entschieden damit die
Seife die weite Reise zurück nach Deutschland auch gut und vor
allem nicht überschwappender Weise übersteht, mein Teil kam einfach in
eine kleine Holzform. Oben wurde die Drei-Hexen-Seife mit gemahlenen
Kürbiskernpreßkuchen bestreut, das wunderhübsche Grün hat leider die
Gelphase nicht überstanden (hatte wohl auch niemand von uns
ernstlich erwartet - und HOFFEN wird wohl erlaubt sein ... ), ein recht
naturnahes (lies: ins Bräunliche spielendes ) Grün wurde daraus - auch
recht hübsch sobald frau die ursprüngliche Vorstellung losgelassen
hat ...
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Das Ergebnis
Dank des Brambleberry Duftöls erfüllt die Seife einen Teil meines
Wohnzimmers mit unverkennbarem Marzipanduft. Ich lasse sie jetzt noch drei, vier
Wochen vor sich hin trocknen und - reifen, dann kommt der mit Spannung erwartete
Augenblick der ersten Probewaschung. Beim Schneiden ist mir aufgefallen, dass
die Seife relativ fett ist (von der Mandelmilch), der Kürbispreßkuchen wurde
dunkel - wäre ja auch ein Wunder gewesen wenn sich das strahlende Grün der
gemahlenen, ausgepeßten Kürbiskerne gehalten hätte - bin schon gespannt auf
die Peelingwirkung, allzu heftig stell' ich sie mir nicht vor. Mal sehen, wie
weit Vorstellung und Realität diesmal auseinanderklaffen ....

DreiHexenSeife unter der Dusche - ein Praxistest
Der Peelingeffekt von Kürbiskernpreßkuchen ist genial - sanft
und doch beharrlich, ganz ohne zu Kratzen. Ideal für ein Ganzkörperpeeling
aber auch sehr angenehm für's Gesicht. Die DreiHexenSeife hat einen
feinporigen, reichhaltigen Schaum mit cremigen Charakterzügen. Durch die hohe
Überfettung fällt er allerdings nicht unbedingt üppig aus - doch das braucht
es hier auch gar nicht, zusammen mit dem verführerischen Mandelduft eine in
sich stimmige, ausgesprochen freundliche Seife, ideal zur sanften Reinigung mit
Tiefenwirkung.
Wer diese Seife gerne nachsieden möchte, sollte sich zwecks
Beschaffung des Preßkuchens an eine Ölmühle in der näheren Umgebung bzw.
einen Kürbisbauern der auch Öl herstellt wenden - meines Wissens nach gibt es
diese hervorragende Peelingzutat (noch) nicht im Geschäft zu kaufen. Also
vielleicht einfach gegen ein paar Seifen eintauschen ? :-)
Oder ersatzweise einfach grob bis mittelfein gemahlene Kürbiskerne verwenden.
If the only tool you have is
a hammer, you tend to see every problem as a nail.
-- Abraham Maslow
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