Seifenkarte von 1919

Many people have made the choice to move ahead, written down their goals,
then allowed excuses to overpower their dreams. -- Pat Mesiti

Während und nach dem Krieg hat es anscheinend nicht genug Öle und Fette zur Seifenerzeugung gegeben, die Seifen wurden mit den interessantesten Materialen gestreckt bzw. "gefüllt" wie das damals genannt wurde. Marmorstaub, gemahlener Bimstein und sogar Sand wurden ebenso hineingerührt wie Wasserglas und sogar beträchtliche Mengen von Kartoffelstärke. Außer zur Körperreinigung gab es Haushaltsseifen, die zum Putzen verwendet wurden und Seifenpulver zum Wäsche waschen. Bekommen konnte man all das zeitweise nur gegen Vorweis bzw. Abgabe der Seifenkarte.
Offenbar war die Rationierung damals eine ausgesprochen ernste Angelegenheit:

"Diese in ganz Österreich gültige Ausweiskarte ist eine unübertragbare, öffentliche Urkunde, deren Nachdruck verboten ist. Verkauf nur gegen Abtrennung der entsprechenden Abschnitte. Jede Zuwiderhandlung wird mit Geldstrafe bis 20.000 Kronen oder mit Arrest bis zu 6 Monaten bestraft. Überdies kann auch der Verfall der Ware und die Entziehung der Gewerbeberechtigung verfügt werden."

Abschnitt für ToilettseifeWie hat die typische, kommerziell hergestellte Toilettseife damals ausgesehen ? Friedrich Wiltner, Seifenfabrikant, schreibt dazu in seinem Buch "Die Seifenfabrikation - Handbuch für den Praktiker", Ausgabe 1921: "Das Rührverfahren oder die Verseifung auf kaltem Wege wird jetzt für die Zwecke der Toiletteseifenfabrikation am häufigsten geübt, weil es eine Reihe von Vorteilen bietet, die den üblichen Verfahren nicht eigen sind.
PilliermaschineBei den angesprochenen "übrigen Verfahren" handelt es sich um das Sieden der Seife bzw. die Toilettseifenherstellung durch Pillierung der Seife - dafür gab es eigene Vorrichtungen, ebenso zum Hobeln der Seife. Die Seifenflocken wurden innigst mit den Duft- und Farbstoffen vermischt und dann gepresst. Inwieweit dieses Verfahren für uns moderne Seifensieder nützlich (Kräuter und ätherische Öle kommen nicht mit der freien Lauge in Berührung) bzw. praktikabel ist, versuche ich gerade herauszufinden - hauptsächlich, um meinen Verbrauch an ätherischen Ölen etwas einschränken zu können.
Abschnitt für Seifenpulver Seifenpulver bestand nicht immer aus  getrockneter, zerriebener Seife wie der arglose Konsument annehmen möchte - es handelt sich laut unserem bereits oben zitierten Seifenfabrikanten um eine interessante Zusammenstellung: " ... dagegen enthalten sie oder sind vielmehr Gemische aus den Bestandteilen der Seife: Fettsäurenund Alkalien, die beim Lösen in heißem Wasser Seife bilden."
Im Haushalt wurde verschiedene Seifen verwendet. Neben den unterschiedlichsten  Textilseifen (Talgkernseife, Naturkornseifen, Sulfurölseifen, Walkfettkernseife) gab es auch Fleck- und Metallputzseifen. 

Fleckseifenrezept

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blumenranke

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zuletzt geändert: Sonntag, 18. September 2016

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