Arbeitstherapeutisches Seifenprojekt

Beginne damit, das NÖTIGE zu tun. Dann tue das MÖGLICHE
und plötzlich tust du das UNMÖGLICHE.  (franz von assisi)

in der Justizanstalt Mittersteig, 1050 Wien, Mittersteig 25

Autorin: Giftzwergin 

Einer der Projektteilnehmer hat sich (nach längerer Überredung) bereit erklärt, die Zutaten auszuwiegen…

...nur: eine lange Hose als Schutz vor Spritzern anzuziehen weigerte er sich…

Da er aber erwachsen ist haben wir ihm seinen Willen gelassen…

die Psychologie-Praktikantin wiegt grad Distelöl aus…sehr genau! Es soll das Überfettungsöl werden… Distel passt irgendwie zu Gefängnis haben wir gefunden…das war in dem Fall der Ausschlag…denn wenn man „im Schmalz“ sitzt, wie das in Wien so schön heißt, und eine Kratzbürste ist, dann passt der Vergleich ganz gut…*ggg*…

Sozialarbeiterin bei der Arbeit…(so schaut das leider nur selten aus) Für manche war es schon eine Herausforderung, sich im Gefängnis-Alltag für eine Farbe entscheiden zu müssen.

Solange rühren, bis die Farbe gleichmäßig ist ohne gleich vor Wut zu platzen, wenn es länger dauert…

„…ist doch wurscht, wie´s aussieht. Interessiert doch eh keinen, was ich mache…“

(und hat dann auf unsere Bitte hin TROTZDEM die zukünftige Seife verziert…)

Es gab dann auch Seife in Blau,

eine in Naturweiß und eine marmorierte als „Reste-verwertung“, wo alles das rein kam, was die anderen nicht mehr brauchten…

Im Anschluss an diese Gedanken kam dann 3 Tage später das „Ausmodeln der fertigen Seife…diesmal war die Stimmung nicht ganz so angespannt, es war nichts ganz Neues mehr, und ALLE wollten wissen, wie das Ergebnis denn nun aussehen würde (ohne Ausnahme – sogar der Wachebeamte am Stock kam „nachschauen“)

Gestempelte Stücke

Versäuberungsarbeiten an der weissen Seife…

Manchmal musste etwas nachgeholfen werden…Viel Platz war trotz alledem zum Überlegen und Sinnieren und Blödeln. Und die Möglichkeit NICHT gleich zuzuschlagen, wenn etwas nicht gleich so funktionierte, wie gewünscht….(wurde durchaus auch von den Wachebeamten registriert!)

und manchmal gehen Sachen zu zweit eben besser. Wenn jeder macht, was er/sie kann und beide aufeinander Rücksicht nehmen……zu kontrollieren, dass mein Arm nicht eingeklemmt wurde war eine WIRKLICH große Herausforderung für den jungen Mann. Auf Menschen (v.a. Frauen...) Rücksicht zu nehmen hat er nicht wirklich gelernt. Er versucht, das Plastik soweit aufzuhalten, dass ich ohne eingeklemmt zu werden arbeiten kann. Er hat die Herausforderung gemeistert, es hat nicht wehgetan, aber es war anstrengend. Für Beide. .

"Darf ich?" Sehnsüchtiger Blick, Rückfrage beim Wachebeamten. ...dann darf der junge Mann selber die Seife schneiden... Ein großer Vertrauensvorschuss. Am nächsten Tag noch war er stolz darauf... ...wenn man selbstbewußt ist, dann fällt es leichter nicht zuzuschlagen, wenn man sich über etwas ärgert... 

Wenn man ein Dreieck in der Mitte durchschneidet, werden zwei daraus.

Und zwar auch beim 2. großen Dreieck, und bei dem nächsten, und bei allen

„…ist das immer so?“
„…und bei Vierecken und den Runden??“

Nun, wir haben es ausprobiert!

In diesem Augenblick waren dann wirklich ALLE stolz auf das gemeinsame Ereignis.

Auch die, die zuerst keinen Sinn im Verzieren und Warten und Durchhalten gesehen haben….sogar die Wachebeamten,,,*ggg*

Die guten Stücke werden dann hoffentlich am Weihnachtsbazaar Geld für den einen oder anderen Therapie-Ausflug einbringen…..oder für ein weiteres Arbeitstherapeutisches Projekt...es gibt noch viel Neues kennenzulernen...

 

Das Seifenrezept zum Projekt

  750 g Kokosöl
1000 g Sonnenblumenöl
3000 g Olivenöl
  200 g Distelöl

1660 g dest. Wasser
  660 g NaOH

zum Färben:
Kosmetikpigmente rot und blau,
Kurkuma

zur Beduftung:
verschiedene Parfüm- und ätherische Öle nach Kosmetikverordnung

Autorin: Giftzwergin 

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blumenranke

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zuletzt geändert: Sonntag, 18. September 2016

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