Spezielle Naturseifen I

"A mistake is evidence that someone tried to do something." -- Anon

Über die erstaunliche Vielfalt der Seifen, charakteristische und hoffentlich interessante Details zu verschiedenen Varianten.  Als Anregung für eigene Experimente ...  

Teil 1, auch gut geeignet für seifensiederliche Neulinge ! :-)

Algenseife Babyseife
Gärtnerseife Küchenseife (Kaffeeseife) 
Olivenölseife Peelingseife
Rasierseife Shampooseife
Unbeduftete Seifen Vanillinseife

Algenseifen

Algen gibt's preiswert in asiatischen Lebensmittelläden - neuerdings auch in gut sortierten Drogerien. Einerseits verwende ich die Nori-Blätter, also geröstete Algen. Die gibt's  in zwei Varianten, ich kaufe die ohne Sesamöl und Gewürze. Diese Algenblätter sind dünn und trocken, lassen sich wunderbar zerkleinern und nach dem Andicken in die rohe Seifenmasse einstreuen. Alternativ dazu gibt's die getrockneten Algen die vorher eingeweicht werden müssen - vielleicht gleich standesgemäß in Salzwasser ? :-) Wenn sie sich nicht gut pürieren lassen können sie ein bißchen gekocht werden  - und schon riecht die ganze Küche nach Italienurlaub. Auch in der Seife hält sich der Duft nach Meeresstrand recht beharrlich, darauf sollte bei der Beduftung Rücksicht genommen werden. Wer gereinigten Seesand hat gibt vielleicht ein bißchen davon hinein - für den noch authentischeren touch. :-) 
Vorschlag: 30 % Olivenöl, 25% Kokos, 20% Avocadoöl grün, 20 % Palm, 5 % Shea, Wasser und NaOH lt. Seifenrechner, zerkleinerte Algen aus dem Lebensmittegeschäft

Babyseifen

werden normalerweise nur aus Olivenöl gemacht, eventuell mit einem geringen Shea Butter Zusatz, mindestens 5 % rückfettend oder darüber. Farbstoffe, Kräuterzusätze oder ätherische Öle bzw. Duftöle sind für Babys nicht geeignet  - mit ganz wenigen Ausnahmen: ein Hauch echtes, ätherisches Kamillenöl ist gut, auch kann die Lauge mit Kamillentee angerührt werden, aber bitte keine Kräuterstücke in die  Babyseife geben. In den allerersten Lebenstagen hab' ich meine Kinder eigentlich immer nur mit Wasser gewaschen - so richtig schmutzig machen können sich die Kleinen ja nicht wenn wir mal vom Windelbereich absehen - und da leisten ja all die Öl- und Feuchttücher ganze Arbeit. Ich finde Babyseifen gut geeignet für Kleinkinder ab dem Krabbelalter bis hinein in die Kindergartenzeit wenn sie von sich aus nach den bunten, duftenden Seifen zu schielen beginnen ... ganz kleine Babys habe ich immer mit Babybad gewaschen, da das nicht in den Augen brennt - und sogar die allermildeste Babyseife wird das Kleine zum Brüllen veranlassen, wenn ein Spritzer in die Augen kommt. Für Kinder, die die kommerziell hergestellten Babybäder NICHT vertragen, ist das dann natürlich das kleinere Übel ... 

Vorschlag: 85 % Olivenöl, 12 % Sheabutter, 3 % Rizinus, Wasser und NaOH lt. Seifenrechner; diese Seife bleibt unbeduftet und soll vor der Verwendung 6 Monate reifen dürfen !

Gärtnerseifen

Mohn-Kräuter Gärtnerseife

müssen in erster Linie all die Erde von meinen Händen runterbekommen, und dazu möchte ich, wann immer möglich, auf den Einsatz einer Bürste zum Händewaschen verzichten. Nach einigen Versuchen halte ich Mohn mittlerweile für das Mittel der Wahl (gemahlene Luffahgurke wäre auch eine Option) - und nehme für meine Gärtnerseife auch noch jede Menge Kräuter, Hafer sowie ätherische Öle wie Teebaum, Patchouli usw. die heilende, antibakterielle bzw. pilzabwehrende Eigenschaften aufweisen, um den einen oder anderen Kratzer auf den Händen gleich zu versorgen.

Ganz hübsch ist es, von der Seifenmasse VOR der Zugabe der diversen Peelingsubstanzen ca. 1/5 - 1/4  abzunehmen und zum Marmorieren zurück zu behalten - macht optisch einfach mehr her.

Tipp: Tapiokaperlen haben ebenfalls ein fantastisches Schrubb-Potential ! UND: es gibt sie auch in grün !!

Küchenseife (Kaffeeseife)

KaffeeseifeDas Anforderungsprofil: Von einer guten Küchenseife erwarte ich mir ordentliche Fettlösekraft, ein gewisses Schrubbpotential sowie die Fähigkeit, Zwiebel- und Knoblauchgerüche von meinen Händen zu entfernen.

Die Lösung: Kaffeeseifen !! Die Lauge wird diesmal nicht mit Wasser, sondern mit extra starkem, schwarzen - *kaltem* -  Kaffee angerührt, und in die rohe Seifenmasse kommt noch ein wenig fein gemahlenes Kaffeepulver, getrocknete, gemahlene Orangenschalen machen sich auch gut - und/oder Haferflocken. In den ersten paar Tagen riecht die frisch geschnittene Seife ziemlich - hm, *eigenwillig*, aber das gibt sich. In meiner Küche liegt jedenfalls immer ein Stück dieser dunkelbraunen, meiner Meinung nach äußerst funktionellen Seife !!

Soll der Schaum ein wenig cremiger werden, kann ein Teil des Kaffees (irgendwas zwischen 10 und 25 Prozent ist eine gute Ausgangsbasis)  auch durch Kaffeeobers/Schlagobers ("Sahne" in Deutschland !) oder einfach nur Milch ersetzt werden, die ich dann nach dem Andicken der Seifenmasse hineinrühre. Kaffeeseife mit zugesetzten Milchprodukten nicht isolieren, die werden erfahrungsgemäß von ganz alleine sehr heiß. Sehr gerne mag ich Kaffeeseifen, in die nach dem Andicken zur optischen Auflockerung Stückchen (Reste funktionierne gut!) von möglichst hellen, unbedufteten und ungefärbten  Milchseifen eingerührt werden - so bekomme ich auf einfache Art und Weise eine Milch-Kaffeeseife.

Einfache Zusammenstellung für eine Kaffeeseife z.B.: 25% Kokos, 25% Palm, 25% Raps, 25% Olive, Wasser und NaOH lt. Seifenrechner; Variante: 5 - 10% Raps gegen Kakaobutter austauschen.

Kaffeeseifenrezept

Olivenölseifen

Reine Olivenölseifen sind dafür bekannt, recht lange zu brauchen bis sie andicken (gut, in den Zeiten des Stabmixers hat sich das auch schon geändert), es gibt allerdings kaum eine mildere Seife, daher wird pure Olivenölseife (OHNE irgendwelchen Duftstoffe bzw. kommen maximal Kamille und Lavendel in *Spuren* in Frage) auch gern als Babyseife genommen. Der Schaum ist recht kleinporig und stabil - das kann ich auch aus persönlicher Erfahrung bestätigen, ich bekam mal so eine Seife geschenkt ... ist nicht ganz mein Ding, ich mag den typischen Kokosnußschaum, aber das ist Geschmackssache. Manche Seifensieder ( ich manchmal auch ) setzen kleine Mengen an Bienenwachs zu um die Verseifung zu beschleunigen, Kokosfett ist auch gut - meine Olivenölseife sieht so aus (ich bin mit der Masse zufrieden, sie bleibt lange weich - eh klar - und würde nur nächstes Mal weniger Wasser nehmen) ... ich mußte allerdings mit dem Schneiden etwas länger warten, auch der fertige Seifenblock blieb lange weich - aber das ist kein Grund zur Sorge.
Vorschlag: 20 % Kokos (oder ein anderes Schaumfett wie Palmkern oder Babassu), 80 % Olive - für Pflege und Schaum (Wasser + NaOH lt. Seifenrechner)

Olivenölseifenrezepte

 

Peelingseifen

Nur bei intakter Haut verwenden. Durch Zusatz von verschiedenen Naturmaterialen wie Kräutern, Samen, geriebene oder fein gehackte Nüsse, geschrotetem Getreide (Hafer, Dinkel usw.) oder Tapiokaperlen, Kaffeepulver usw. wird nicht nur ein optisch recht reizvoller Effekt erzielt sondern die Seifen helfen auch beim Entfernen der abgestorbenen Hautzellen - allerdings nur, wenn frau mit dem Seifenstück direkt über die Haut reibt. Besonders interessant finde ich auch Hanfmehl - wenn der Effekt ein bißchen stärker sein soll eventuell zerstoßene Hanfsamen verwenden. 

[Hanfsamen gibt's neuerdings hier in Wien in der Drogerie zu kaufen - die Packung ist mit dem sachdienlichen Hinweis "NICHT zur Aussaat verwenden" versehen.  :-D  ]

Auch die Sandseifen fallen  in diese Kategorie. Es gibt bereits gereinigten Seesand zu kaufen - inwieweit das Sinn macht lassen wir mal dahin gestellt. Früher wurde fein durchgesiebter Sand dafür verwendet,  und das in ganz schön hohen Prozentsätzen wovon ich persönlich weniger angetan bin, doch ein Teelöffelchen pro 500 g Fettansatz  ist nicht schlecht. 

Sehr angenehm sind Seifen die in Schichten gegossen werden - eine Hälfte versetzt mit dem gewünschten Peelingzusatz (z.B. gemahlene Luffahgurke für die ganz Unerschütterlichen ;-> ) , die andere Schicht seidig glatt für die empfindlicheren Körperpartien. Mit Vorsicht zu verwenden sind Peelingseifen - und hier insbesonders die gröberen, z.B. mit reichlich Mohnkörnern versetzten Exemplare - selbstverständlich bei empfindlicher Haut.  Manche Kinder mögen sie meiner Erfahrung nach auch nicht ganz so gerne - oder, um genau zu sein: mein Sohn quietscht empört, die Mädels finden es gut ....

Nachtrag 2006: nachdem mein Sohn mittlerweile doch älter geworden ist quietscht er natürlich nicht mehr ....

Rasierseifen

Egal ob Männerkinn oder Frauenbein - manchmal sind da mehr Haare als uns lieb ist - weg damit! Und damit die Verschönerungsaktion auch noch Spaß macht, bietet es sich einmal mehr an, nebst dem Rasierer auch handgemachte Seife dafür zu verwenden - was zeichnet eine gute Rasierseife aus, welche Anforderungen dürfen wir stellen?

Jede Seife, die viel stabilen Schaum gibt der lange genug auf der Haut stehen bleibt und die ausreichend überfettet ist, eignet sich grundsätzliche als zu diesem Zwecke – es lohnt sich durchaus, Ihr selbstgerührte Lieblingsseife einmal daraufhin zu testen, der natürliche Glyceringehalt handgemachter Seife macht die (Bart)haare weich und erleichtert so das Rasieren – bei Bedarf kann der Seifenmasse nach dem Andicken, je nach Grundmenge 1 TL – 1 EL Glycerin zugesetzt werden, um diesen Effekt noch zu verstärken. Als Basisöle eignen sich besonders gut Olivenöl, Palmöl, Kokosöl, Rizinusöl sowie für mehr Pflege und den Hauch Luxus Mandel- und/oder Avocadoöl - oder auch Sonnenblumenöl, für eine preiswertere Variante.

Wer will, gießt die fertige Rasierseifenmasse gleich in passende Behälter (kleine Töpfchen usw.) und läßt die Seife darin reifen – aber bitte nur max. 2/3 anfüllen, damit für die Schaumentwicklung noch Platz bleibt. 

 

Shampooseifen

Shampoo & Body Seife Lavendel-RosmarinSeife zum Haare waschen ? Ich bin dafür !! Erstens, weil ich all der Chemie in den industriell hergestellten Produkten ohnehin nicht allzuviel abgewinnen kann, zweitens weil somit das Kaufen und Entsorgen all der unnötigen Plastikflaschen wegfällt und drittens weil ich Seife ohnehin super finde. Ich denke, wir können davon ausgehen, dass die Menschen auch VOR der Erfindung   kommerzieller Shampoos schöne Haare hatten - anfangs wurde u.a. auch das Wollwaschmittel Fewa zum Haare waschen empfohlen - wie auch immer:  Shampooseife besteht aus etwas anderen Ölmischungen ... sie soll ja extra gut schäumen, auf den Haaren keinen Film hinterlassen, die Kopfhaut nicht *komplett* entfetten und vielleicht auch noch ein bißchen pflegen. 

Aus meiner Sicht  - sieht das momentan so aus: die Grundbestandteile sind immer Olivenöl, Kokosöl und Rizinusöl, ein wenig Jojoba eventuell - Traubenkernöl, Mandelöl und Sonnenblumenöl habe ich auch schon probiert und nett gefunden. 

Um das vielleicht mal ein wenig zu präzisieren (nachdem ich heute abend ohnehin nicht anderes vorhabe) : 

Distelöl: gut bei feinem, leicht nachfettenden Haar, läßt sich leicht ausspülen; macht aber die Seife allerdings recht weich
Olivenöl: mild und pflegend, ein hoher Olivenölanteil empfiehlt sich besonders bei tendenziell trockenem Haar
Kokosnußöl: sorgt wie immer für Schaum  - und ist auch gut für’s Haar geeignet, nicht umsonst wird Kokosnußöl immer noch in vielen Teilen der Welt wie z.B. Indien zur täglichen Haarpflege verwendet. Bei fettigem Haar verhindert ein hoher Kokosnußölanteil zu schnelles Nachfetten. Hohe Reinigungskraft, daher bei trockenem Haar eher sparsam dosieren !
Rizinusöl: einfach unschlagbar wenn es um Schaumbildung geht, bei der Berechnung der Wassermenge sollen ungefähr 5 Prozent abgezogen werden wenn Rizinusöl verwendet wird, damit die fertige Seife nicht zu weich wird. Seifen mit einem hohen Rizinusölanteil brauchen unter Umständen Monate um völlig auszuhärten, können aber schon früher – nach der üblichen 4 – 6wöchigen Trocknungszeit – verwendet werden.
Sonnenblumenöl: der hohe Vitamin E Gehalt sowie die leichte Ausspülbarkeit machen es zu einem guten Öl für Shampooseife.
Traubenkernöl: dieses leichte Öl pflegt das Haar ohne einen Film zu hinterlassen - also auch gut geeignet für feines, nachfettendes Haar

Meine Shampooseifen haben alle einen vergleichsweise hohen Anteil an Rizinusöl, sie brauchen deshalb auch länger zum Aushärten. Für jeden Haartyp ist natürlich eine unterschiedliche Ölzusammensetzung optimal, momentan sieht es so aus, das trockeneres Haar von einem hohen Olivenölanteil profitiert - Olivenöl gibt ohnehin die mildesten Seifen. Für Haare, die zum raschen Nachfetten neigen ist ein höherer Kokosölanteil recht nützlich - bei trockenem Haar mit der Rückfettung der Seife nicht zu weit runter gehen !

Unbeduftete Seifen

 

Vanillinseife

 

 

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zuletzt geändert: Sonntag, 18. September 2016

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