Seifenartikel Petra

Der folgende Artikel erschien in der Schwabmünchner Allgemeinen Zeitung
Verfasserin: Brigitte Kessler
Die Wiedergabe erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Redaktion.

Mit „Bloody Mary“ in den Tag starten

Petra Padberg lässt Seifen in der eigenen Küche brodeln

Es ist nicht so, dass Petra Padberg unter einem Waschzwang leidet. Nein, aber sie liebt Seifen. Jede Menge, jede Sorte, doch alle in ein und derselben Größe. Handgemacht, versteht sich. Seit zwei Jahren betreibt die 46-jährige kaufmännische Angestellte dieses Hobby. In der hauseigenen Küche brodelt es seitdem zeitweise.

Ehemann Dietmar nimmt das Hobby seiner kreativen Ehehälfte nicht nur gelassen hin, wenn die Küche mal wieder duftet wie ein Seifenlager, er hilft sogar. Formen aus Holz baut er, Petra Padbergs Vater steuert halbrunde aus Kunststoff hinzu und der Erfindungsgeist macht nicht einmal vor runden Formen Halt - Chipsdosen aus Pappe werden umfunktioniert.

„Learning by doing“, sagt sich die Seifenherstellerin immer wieder und experimentiert, was das Zeug hält. So ist wohl auch die „Bloody Mary“ entstanden - Rosmarinseife mit Tomatensaft. „Die macht morgens frisch und munter“, sagt Petra Padberg.

Angefangen hat alles, als der Leseratte ein Buch über Seifenherstellung in die Finger geriet. Noch mehr Bücher, der Gang ins Internet folgte, das Thema hat sie fasziniert. In Amerika sei so etwas überhaupt nicht ungewöhnlich sagt sie und druckt sich amerikanische Rezepte aus. Vermehrt würde sich dieses Hobby nun auch in Deutschland breit machen. Denn die natürlichen Seifen aus Fetten wie Oliven-, Distel- oder Kokosöl seien für viele viel verträglicher als die Industrieseifen, die aus viel tierischem Fett hergestellt würden, denen das Glycerin entzogen wird. Sogar Rücksicht auf Allergiker nimmt die Hobbyseifenherstellerin, indem sie bei manchen Stücken auf Duftstoffe verzichtet. Gut 20 Sorten hat sie derweil im Programm - die Experimentierfreude lässt weitere erwarten.

An die Herstellung geht es immer mit Schutzkleidung, demonstriert Petra Padberg, als sie auf der mit Zeitungspapier abgedeckten Arbeitsplatte in der Küche Kaffeeseife anrührt. Es ist tatsächlich „kalter Kaffee“, was sie da vor sich hat. Sehr kalter sogar, doch mit den jetzt hinzugefügten Natronperlen entsteht eine im wahrsten Sinne „heiße“ chemische Reaktion. Die Verbindung erhitzt das Gemisch auf bis zu 90 Grad und Dämpfe steigen auf. Schutzbrille, Atemschutz, Handschuhe und Arbeitskittel sind deshalb unverzichtbare Kleidung. Dieses Gemisch muss nun abkühlen bis auf knapp unter 50 Grad, bis es die gleiche Temperatur erreicht hat, wie die in einem großen Topf wartenden Fette. Verschiedene sind hier zusammengerührt, auch zu verschiedenen Anteilen. Pflanzenfette wie Palm-, Olivenöl, Kokosfett.

Auf einem so genannten „Laugenkalkulator“ hat sich Petra Padberg die Anteile für ihre diversen Seifen zusammengestellt. Sie werden zuvor berechnet und abgemessen. Beide Flüssigkeiten, Lauge und Fette, werden anschließend miteinander cremig gerührt und Duftstoffe oder kleine Pflanzenteile hinzugegeben. Rosenblätter findet der Benutzer dann in seiner Seife oder Lavendel- oder Ringelblumenblüten oder sogar, wie in der „African Queen“, Lavaerde. Das dunkle Weizen in der „Bayerischen Bierseife“ findet er zwar nicht, aber er sieht es an der Farbe. Zum Schluss wird das Seifengemisch in mit Zellophan ausgelegte Formen gegossen, warm gestellt und abgedeckt, damit sich keine Sodaasche bildet.

Ein Malheur gab es mal bei der Herstellung von Pfefferminzseife, erzählt die Seifensiederin: Durch Zugabe von Sahne hat sich das Gemisch chemisch so erhitzt, dass es aus der Chipsdosenform „gekrochen“ ist. Nach 24 Stunden der Ruhe jedenfalls sind die Seifenstangen fertig, werden wie ein Stück Käse in Scheiben geschnitten und müssen dann aber für mindestens sechs Wochen zum Trocknen gelagert werden. Jetzt erst sind sie bereit für den Verbrauch.

Petra Padberg verpackt sie einzeln in kleine Pralinentütchen, versieht sie mit einer Schleife und legt noch ein bedrucktes Kärtchen mit dem Eigennamen des Duftstücks und der Inhaltsbeschreibung hinzu, verschenkt oder verkauft sie. Dann heißt es für die kleinen Kunstwerke: „Ab ins Bad“.

 

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zuletzt geändert: Sonntag, 18. September 2016

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